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8/7/2011

Führung durch das Leben

Führung ist für mich ein elementares berufliches Thema. Ich darf mit Führungskräften arbeiten und fühle mich verantwortlich für Lernprozesse nach denen sich meine Teilnehmer ihren Führungsaufgaben wesentlich besser stellen können. Viel zu oft erlebe ich Unternehmen, die gerne von uns Trainern möchten, dass wir den Führungskräften sagen wie es geht und sie mit Rezepten vertraut machen. Oder noch besser: Unsere eigene Führungserfahrung einbringen. Ich habe von beidem eine Menge: Viele Rezepte, viel eigene Führungserfahrung. Und eigene Lernerfahrung, denn ich lerne heute noch, mache meine Fehler, bin nicht der perfekte Chef.

Der beste Lehrmeister aus meiner Sicht ist jedoch das Leben selbst, wenn man offen ist solche Lernerfahrungen zu akzeptieren und sie in sein eigenes Denken & Handeln einfließen zu lassen...

Die größte Lernerfahrung in den letzten Wochen war die Geburt meiner Tochter. Als Vater ist man da in einem Prozess, den man zwar verursacht hat, den man aber nicht wirklich beeinflussen kann. Nach monatelangem Warten bekommt das Lebenstheater dann seinen absoluten Höhepunkt, der an Drama nicht zu überbieten ist. Das Stück spielt dann schon lange auf einer Bühne, die eindeutig nicht für Männer gemacht ist. Schon gar nicht für solche, die es gewohnt sind, sich Strategien auszudenken, Probleme zu lösen, Maßnahmenpläne zu entwickeln und das in einem Tempo, das sie sich selbst vorgeben um anschließend andere mit ihren Ideen zu beglücken und zur Mitarbeit bei der Umsetzung zu bewegen (oder motivieren). Von diesen Möglichkeiten sein Leben zu meistern geht dort leider gar nichts. Statt dessen: Vollkommenes Vertrauen in die Natur und die Fähigkeiten des Personals. Vielleicht noch in die Fähigkeiten der modernen Medizin oder althergebrachten uralten Wissens. Es gibt noch nicht mal einen Projektplan. Man entscheidet neu, von Minute zu Minute. Und man weiß nicht wann der Prozess mit welchem Ergebnis beendet sein wird. So doppeldeutig kann Führung durch das Leben sein. Ich habe immer versucht mich selbst bewusst und achtsam durch das Leben zu führen. Ich bringe diese Fähigkeit meinen Teilnehmern nahe. Ich hoffe, dass zumindest manche meiner eigenen Mitarbeiter und Partner profitieren. Und da dreht das Leben den Spieß um: Führung durch das Leben... das Leben führt. Mittlerweile trete ich ein in die Meisterschaft darum, kindliche Bedürfnisse noch vor der laut geschrienen Äußerung zu erraten. Und gleichzeitig meine Frustrationstoleranz zu erhöhen, wenn das in mehr als 50% aller Fälle (noch) nicht klappt. Ich bin sehr gespannt und neugierig, welche Lernerfahrung das Leben an dieser Stelle noch für mich bereit hält und wie es mir gelingt das auch in meinen Beruf zu integrieren. Ich merke nur: Es geht etwas wirklich Großes vor sich, auf das mich kein Training oder Seminar hätte vorbereiten können (nein, auch den tollen Geburtsvorbereitungskurs nicht, Frau Franke).

Mittlerweile arbeite ich wieder mit Fach- und Führungskräften. Und ich staune wieder mehr über das was uns Menschen ausmacht...

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