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17/5/2011

Schlicht, einfach und sehr wirkungsvoll – Ein Erfahrungsbericht zur Selbstbegegnung mit dem Gesundheitsbild

Letzte Woche war es endlich so weit: Dr. Harry Merl war bei uns im Seminar in München und hat mit 18 Personen eineinhalb Tage mit seiner Methode des Gesundheitsbildes verbracht. In der Einleitung sagte er: „Das ist kein Selbsterfahrungsseminar.“ Auf eine Art war das richtig... und trotzdem haben wir alle wesentliche Erfahrungen menschlichen Seins erlebt. Ein Erfahrungsbericht...

Das Spannende am Gesundheitsbild ist, dass es vor allem eines vermittelt: Die Erfahrung des Selbst. Harry’s Einleitung bezog sich, wenn man genau liest, auf den Vergleich mit Selbsterfahrungsseminaren bei denen man sich ja sehr gerne aufgefordert wird über sich selbst zu sprechen und mit anderen auszutauschen. Das ist mit der Methode des Gesundheitsbildes nicht nötig. Es genügt, sich selbst damit zu begegnen. Ich will gleich dazu schreiben: Das ist nicht gemeint im Sinne von besser oder schlechter. Sich im Spiegel von anderen Menschen zu betrachten ist eine der heilsamsten Methoden, die ich kenne und auch selbst anleite in meinen Seminaren. Kurze Spiegelungsübungen ermöglichen gefahrfreie Begegnungen mit anderen zum Zweck der Selbst-Erkenntnis und der Wahrnehmung des Selbst durch andere Personen. Und trotzdem ist das vielleicht nur die eine Seite der Münze. Die Kultur der Selbst-Begegnung hat doch sehr gelitten in den letzten Jahrzehnten. Wir begegnen noch nicht mal mehr echten Menschen, sondern verstecken uns hinter „Avataren“ und virtuellen Identitäten im Internet. Vielleicht weil wir es nicht mehr ertragen dass andere uns so sehen, wie sie uns sehen und möglicherweise etwas an uns entdecken, was uns nicht passt. In diesem Fall passen wir uns selbst nicht und es entsteht im besten Fall ein großer blinder Fleck. Im schlimmsten Fall beginnen wir unser eigenes Selbst abzuwerten und es entsteht der Versuch einen Teil von uns Selbst abzuspalten und auszugrenzen in der Hoffnung es wäre dann nicht mehr da. Ein liebevoller Umgang mit uns(erem) Selbst ist dann nicht mehr möglich.

Das Gesundheitsbild ist eine sehr intuitive Methode, die keine große Steuerung von außen braucht. Wenn man einmal weiß wie es geht, dann kann man sie immer wieder für sich Selbst nutzbar machen – auch ganz ohne Unterstützung und Begleitung. Letztlich ist es doch so, dass Heilung immer Selbst-Heilung darstellt. Wenn ich das so schreibe könnte man das auch so lesen, dass es immer die Heilung durch das Selbst ist. Das ist übrigens auch der Grund für die merkwürdige Schreibweise des „Selbst“ in diesem Text. Harry hat das an einem schönen Beispiel dargestellt: Wenn jemand operiert wird, d.h. z.B. ein Geschwür entfernt wird, so ist nicht die Operation heilsam, sondern der Heilungsprozess danach – sonst würden wir wahrscheinlich alle nach Operationen verbluten. Der Körper reagiert auf solche Eingriffe. Und oft ist es so, dass ein solcher Eingriff einen Heilungsprozess überhaupt erst ermöglicht. Das Gesundheitsbild ist aus meiner Sicht eine optimale Unterstützung aller Heilungsprozesse, denn es bringt einen Menschen in Kontakt mit dem was sowieso in allen von uns angelegt ist: Heil werden = wieder ganz werden. Fachmännisch würde man sagen, dass das Gesundheitsbild eine verdeckte Aufstellung ist, die den Gesundheitszustand als Ressource aktiviert und zugänglich macht. Der Sprache der Seele ist das aber herzlich egal: Sie freut sich an den Fragmenten von nützlicher Information die sie nutzen kann um den gesamten Menschen in eine positive und stärkende Richtung zu entwickeln. Man ist nach der Arbeit mit dem Gesundheitsbild nicht gesund. Aber es ist soviel an gesundem und stärkenden aktiviert, dass eine positive Entwicklung in Gang gesetzt wird. Und wenn man bedenkt, wie lange es dauert, bis wir wirklich krank werden: Wir halten über Jahrzehnte unguten Stress (Distress) aus ohne dass sich körperliche Symptome zeigen. Wir leben in unguten Beziehungen und sind verstrickt in eine Familiengeschichte die dann irgendwann zu einer Erkrankung führen kann. Und wenn wir krank sind, dann sind wir Menschen über Jahre sehr leidensfähig. Da ist es vielleicht auch gut zu wissen, dass ein positiver Heilungsprozess auch etwas dauern darf. Trotzdem ist es möglich mit dem Gesundheitsbild sich Tag für Tag in eine gute Richtung zu entwickeln. Außerdem finde ich wieder einmal, dass auch das eine Methode und Arbeitsweise ist, die dem Berater, Coach oder Therapeuten auch Selbst gut tut. Warum sollte man das dann nicht mehr nutzen, wenn man nicht gestresst und müde aus der Arbeit kommt sondern ein gutes und positives Lebensgefühl davon trägt?

Ich finde dass Harry Merl das verkörpert. Mit seinen 77 Jahren ist er ein fitter „alter“ Mann, der an geistiger Beweglichkeit und Kraft manchen 30jährigen überflügelt. Der Vergleich an dieser Stelle glaube ich wäre ihm egal. Er würde dann lieber gerne mit dem 30jährigen arbeiten um ihm die Flügel zurückzugeben. Und gleichzeitig meine ich hat ihn seine Arbeit gleich mit gesund erhalten.

Übrigens: Das Gesundheitsbild das einen in eigene positive Entwicklungsprozesse und in einen gestärkten Zustand versetzt ist auch ein hervorragender Ausgangspunkt für gemeinsame Arbeit, z.B. eine Teamentwicklung. Gesundheit wird aus meiner Sicht in Organisationen noch nicht wirklich richtig beachtet. Ich treffe dort oft auf die Haltung: Gesund ist, wer nicht krank ist. Das ist oft gleichbedeutend mit körperlicher Anwesenheit. Krank ist demnach dort nur jemand der gerade den gelben Zettel der Krankmeldung abgegeben hat. Gesundheit ist jedoch ein Zustand der körperlichen und inneren (seelischen) Stärke. So gesehen wir hoffentlich deutlich, dass Gesundheit die Menschen wesentlich leistungsfähiger macht als die einfache körperliche Anwesenheit. Es lohnt sich z.B. als Berater Menschen mit diesem Zustand vertraut zu machen, bevor schwierige Themen bearbeitet werden. Ich kann zwar (noch) nicht über empirische Studien berichten, aber meine Erfahrung zeigt, dass Menschen die sich in gutem Kontakt mit ihrer Gesundheit und ihren Stärken befinden z.B. in Workshops miteinander ganz andere Ergebnisse erzielen. Auch der Umgang mit Konflikten in Teams ist ein wesentlich anderer. Die Menschen handeln deutlich verantwortungsvoller und „erwachsener“. Das ist auch der Grund, weshalb ich die Methode auch immer mehr mit im Organisationskontext einsetze und nicht nur im Coaching. Dadurch dass sie sehr zeitökonomisch ist (im einfachsten Fall ist das eine Sequenz von einer halben Stunde) lässt sie sich sehr pragmatisch mit den üblichen Workshopaktivitäten ergänzen.

Lieber Harry: An dieser Stelle möchte ich Dir im Namen der Teilnehmer unseres Workshops nochmals herzlich danken. Die Methode ist das eine und sehr wertvoll. Du mit deinem liebevollen Umgang mit den anwesenden Personen bist sicher der andere Teil der Wirkung, den man einfach nicht kopieren kann. Dafür muss jeder seinen gesunden Weg finden.

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