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28/8/2008

Wenn Kultur beim Lernen hilft

Liebe Leserinnen und Leser!

Vor allem die Berater- und Trainerkollegen unter euch wende ich mich. Erinnert ihr euch noch an einen Trend aus der Vergangenheit, mit dem geworben wurde, der das Lernen revolutionieren sollte? Superlearning, Megalearning, Lernen im Schlaf und ohne Mühe wurde beworben und verschwand wie so mancher Trend von der Bildfläche. Und jetzt meine Frage: Ob ihr Erwachsenen in Trainings was beibringen sollt, oder eure Kunden von euch Informationen verdauen müssen, steht da (kennen-)Lernen nicht im Vordergrund?

Mein Superlearning-Elexier und nicht mehr ganz so geheimer Tipp für euch: Versucht’s mal mit mehr Lernkultur!

Wer von euch macht heute die hoch standardisierten und nach Drehbuch organisierten „So-Geht’s“ Trainings? Mit starrem Lehrplan und schulisch genauer Detailplanung? Und wie erklärt ihr euren Auftraggebern die Abweichungen vom Plan, wenn ihr merkt, eure Teilnehmer brauchen was ganz anderes, als das, was in der Ausschreibung steht? Und wie erklärt ihr euren Teilnehmern die Einheitskost, die für den einen mehr, den anderen weniger verdaulich ist?
Ich habe neulich einen Bericht gesehen, bei dem Schüler vorgestellt wurden, die aus dem Klassenverband ausgeschieden sind, um sich ohne Lehrer auf das Abitur vorzubereiten. Bevor sie sich überlegt haben, was sie sich aneignen müssen um einen guten Abschluss zu schaffen, haben sie festgelegt, wie sie miteinander lernen wollen und das Experiment gelang....


Heute am Abend des 27. August 08 auf der Rückreise im Zug vom Institut für systemische Beratung in Wiesloch nach München kann ich auf besondere Tage zurückblicken: Der letzte Baustein einer einjährigen Ausbildung für Change Manager und Berater fand 3 Tage lang statt.
Und schon wieder durfte ich als Lehrtrainer live erleben, wie Kultur beim Lernen hilft. Klingt vielleicht selbstgefällig? Das ist nicht so gemeint, ich bin nicht der einzige Verursacher und Kulturträger. Meine liebe Kollegin Dörte Verres hat es einmal ausgedrückt: Wenn die Kultur trägt, dann muss man als Lehrtrainer nur noch die Gruppe „hüten“. Und das meint, dass man im Wesentlichen für gute Rahmenbedingungen und Abläufe sorgt und aus dem Scheinwerferlicht als Lehrender zurücktreten kann. Denn schließlich sollen die Teilnehmer lernen.

Jetzt könnt ihr euch fragen: „Ja, Du Oberschlauer, und wie gelingt Du das?“

Und ich kann euch kein Kochrezept dafür geben, dafür aber ein paar erste Hinweise: Es hat auf jeden Fall damit zu tun, vertrauensvolle Beziehungen zwischen Teilnehmern zu stiften. Wer kennt und vertraut kann sich (auch heiklen) Themen widmen und darauf konzentrieren. Es hilft auch manche vertrauten Lernblockademechanismen zu enttarnen und entkräften. Zum Beispiel das Märchen, dass man nur was gelernt hat, wenn man von einer Sache ALLES verstanden hat. Probiert mal aus, was passiert wenn man einer Gruppe von Menschen gestattet, das Wesentliche für sich aus einem Thema mitzunehmen, ein Fragment also. Manchmal ist es besser einen wichtigen Teil gelernt zu haben als das unwichtige Ganze. Ach ja, und dann wäre da noch der Königsweg: Lernen durch kollegiale Beratung an konkreten Fällen und Herausforderungen. Vielleicht einer der wichtigsten Faktoren: Lernen an dem was wirklich für jemanden relevant ist.

Und vielleicht habe ich jetzt nicht alles aufgelistet – wohl aber für mich das Wesentliche, um Lernkultur zu erzeugen ;-)

Auf jeden Fall bin ich heute abend stolz auf jeden meiner Teilnehmer und der persönlichen Lernleistung

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