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6/2/2017

Berufliche Meisterschaft

Mich begeistert bis heute der Gedanke in meinem beruflichen Wirken ein Meister in meinem Fach zu sein und als solcher meine beruflichen Aufgaben und Herausforderungen zu "meistern". Es genügt mir nicht, die Aufgaben zu "bewältigen". Die meisterliche Haltung, die damit einhergeht beginnt schon bei der Annahme eines Beratungs- oder Coachingauftrages. Dieser muss sich in das Geflecht meiner Aufgaben und Tätigkeiten so einflechten lassen, dass ich genügend Zeit zur Vor- und manchmal auch Nachbereitung habe, bzw., dass ich meine Klienten auch zwischen den Ereignissen, d.h. Coachingterminen der Workshop-Ereignissen beraten und begleiten kann. So richtig interessant wird es für mich allerdings dann, wenn es an die Arbeit geht, das "Meisterstück", wenn man so will...Jeder Auftrag, jeder Workshop, jedes Seminar, jede Großgruppenveranstaltung, jeder Kongress sollte mir die Möglichkeit für ein "Meisterstück" bieten. Und in dem Moment gilt etwas, das mir als Mensch sehr gut  tut: Ich fokussiere mich voll und ganz auf das, was es da zu gestalten und durchzuführen gilt. Es gibt in dem Moment keine Ablenkung mehr: Kein Handytelefonat, keine Email, keine sozialen Medien, keine Kurznachricht ist wichtiger. Ich erlaube mir volle Konzentration auf das Werksstück. In heutigen Zeiten des Multitasking und der verwobenen Omnipräsenz vielleicht etwas altmodisch, aber diese Fokussierung ist mir sehr wichtig. Mir gibt es die Möglichkeit, mich im Idealfall vollkommen in das zu vertiefen, um was es geht. Und ich glaube, dass es auch auf meine Kunden abfärbt und sie es schaffen, sich in ihre Themen zu vertiefen.

Bei meiner Arbeit begleitet mich bis heute eine Geschichte, die mir einer meiner wichtigsten Lehrer aus seiner Ausbildung erzählt hat: Bernd Schmid wurde in seiner Ausbildung so stark von seinen Ausbildern zur Fokussierung "gezwungen", indem er von seinen Beratungsgesprächen Transkripte anfertigen musste um dann Satz für Satz die Frage zu beantworten: "In what way is this an intervention": Auf welche Art und Weise ist das eine Intervention. Der Fachausdruck bedeutet, in welcher Weise war jeder Satz ein hilfreiches Werkzeug, um den Klienten bezogen auf sein Ziel weiter zu bringen. Wer das ein Berufsleben lang übt, der wird irgendwann sehr treffsichere Sätze von sich geben und einen anderen mit jedem Satz weiter bringen. Das ist auch mein Ziel geblieben und ich weiß aber auch, dass ich jede berufliche Situation (und oft auch private) dafür nutze, um zu lernen und mich. immer weiter zu verbessern. Zu meinem Berufsethos gehört auch die Haltung, dass ich glaube damit niemals "fertig" zu sein. Es wäre tatsächlich ein schrecklicher Gedanke, wenn ich das Gefühl hätte, dass jeder Tag nur eine Wiederholung wäre. Das schöne an inneren Haltungen ist, dass sie meist äußere Entsprechungen auslösen und so erlebe ich tatsächlich bis heute die Einzigartigkeit meiner Klienten und ihrer Aufträge an mich. Vielleicht auch deshalb, weil ich bewusst und unbewusst danach suche.

Eine Sache ist mir bei aller Haltung wichtig: Es ist Übung, und die hat durchaus etwas mit Wiederholung zu tun. Das sieht vielleicht auf den ersten Blick etwas widersprüchlich aus und bedarf der Erklärung. Wie jeder Meister seines Faches habe auch ich viele verschiedene "Handwerkszeuge" gelernt. Dabei gilt besonders in meinem Fach: "A fool with a tool is still a fool." d.h. ein "Ungebildeter mit einem Werkzeug bleibt immer noch ungebildet" um es mal ein wenig vornehmer auszudrücken. Ein haltungsfreier und unreflektierter Einsatz von Coaching- und Beratungswerkzeugen wird keine Erfolge erzielen. Das liegt an der Besonderheit, dass ich in meinem Fachgebiet mit Menschen arbeite. Dabei bin ich weit davon entfernt meine Kunden als mein "Werksstück" zu betrachten, oder als dingliches "Ergebnis meiner Arbeit" zu betrachten. Das erschiene mir vermessen und zeugt von Überheblichkeit und mangelndem Respekt. Meine Kunden sind vielmehr Partner auf einer gemeinsamen Lernreise und meine Aufgabe liegt in der Gestaltung des (Lern)Prozesses auf dem Weg zu einem Ziel, das manchmal überhaupt erst definiert werden muss. Meine Werkzeuge, die man auch "Intervention" nennen kann, sind dann von mir sorgfältig ausgesucht und manchmal auch sehr sorgfältig angepasst und vorbereitet. Ich habe es mir in den letzten Jahrzehnten angewöhnt, sehr viel zu meinen Prozessvorschlägen zu erklären, um alle Beteiligten für die vorgeschlagenen Vorgehensweisen zu gewinnen. Gelegentlich hörte ich dann schon den Satz: "Das kommt mir vor wie eine Weiterbildung..." und ich nehme das wie ein Kompliment. Der manchmal fast schon geheim gehaltene Einsatz von Interventionen ist in meinen Augen ein Kunstfehler, denn er erzeugt Wirkungen und Nebenwirkungen. Nebenbei kann ich nur gut erklären, was ich selbst zutiefst verstanden habe. Und weil ich bis heute interessiert daran bin, mit immer wieder Neues zu erschließen, habe ich jede Intervention zunächst an mir selbst ausprobiert - das ist übrigens wesentlich ungefährlicher mit der eigenen, ausgereiften Persönlichkeit zu probieren als es mit einem Medikament dessen Wirkungen und Nebenwirkungen man nicht abschätzen kann. Und immer wieder trainieren wir uns im eigenen Kollegenkreis. In dem Beratungsunternehmen, das mir zusammen mit meinen Partnerinnen und Partnern lernen wir regelmäßig gemeinsam voneinander und miteinander.

Ein Meister wählt seine Werkzeuge übrigens sehr sorgfältig. Und meistens passt er sie so an, dass er sie gut oder noch effizienter benutzen kann. Und er hat ihre Nutzung gut eingeübt. Daraus haben wir in den letzten Jahren ein Format entwickelt, in dem wir Beraterinnen und Beratern bzw. Coaches die Möglichkeit geben, sich in ihrem beruflichen Handeln so zu vertiefen, dass sie sich meisterlich mit wesentlichen Beratungswerkzeugen vertraut machen. Das Systemische Tool Camp (STC) findet 10 mal im Jahr zu jeweils anderen Interventionen statt, um deren Nutzung zu üben, dazu Feedback zu erhalten und damit Sicherheit zu gewinnen und die Anwendung vertieft zu beherrschen. Damit gilt: "A craftsman with a tool is an artist".

Weitere Informationen zum Systemischen Tool Camp findet ihr hier: [http://www.system-worx.de/institut/seminare/perspektive-beratung/beratung-und-coaching/systemisches-tool-camp.html]

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