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28/12/2012

Kultur, die wirkt...

Als Beratungsorganisation arbeiten wir häufig in Veränderungsprozessen an der Kulturentwicklung unserer Kunden mit. Wirkungsvoll werden wir aber vor allem durch unsere eigene Kultur und die braucht regelmäßige Pflege. Die Frage ist: Wann führt Kultur zu besseren Ergebnissen?

Die Antwort: Sobald man anfängt mit Kultur zu arbeiten. Vor einigen Jahren durfte ich einen Geschäftsführer beraten, der ein klassisches Programm zur „Steigerung des Unternehmenswertes“ im Auftrag der Muttergesellschaft in seiner Organisation durchführen sollte. Er hat in drei Geschäftsjahren drei Versuche unternommen die gewünschten Ergebnisse zu bekommen mit bekannten und „klassischen“ Methoden – auch mit „klassischen“ Beratern, die ihn dabei unterstützten die „Hebel“ auch ordentlich zu bedienen. In drei Jahren hat er seine Ziele nicht erreicht. Im ersten Jahr versuchte er die Kostenbremse nach allen Regeln der Kunst: Professionalisierung des Einkaufes, Einführung langer Zahlungsziele, Reduzierung von zentralen Kosten im HQ (in erster Linie Personalabbau), Portfoliobereinigung, Standardisierung von Geschäftsprozessen, Management der Assets, und und und. Leider wurden die Einsparungsziele mit all den „Hebeln“ nicht erreicht. Im Jahr zwei erweiterte er das Programm um eine „Goto-Market“ Initiative um den Umsatz deutlich zu steigern. Großkunden wurden anders „bearbeitet“, das Portfolio wurde wieder ausgeweitet. Die Umsatzsteigerung wurde nicht erreicht und die Kosten waren wieder fast am Ausgangspunkt der Reise. In Jahr 3 wollte er einfach mehr desselben, hatte einige Manager ausgetauscht und Berater Inhouse fest angestellt. In der gemeinsamen Arbeit zu Beginn von Jahr 4 bedienten wir einen völlig neuen Hebel: Die Kultur des Unternehmens. Es ging schlicht darum das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter zu entwickeln bezogen auf Kundennutzen (später Kundenbegeisterung) bei gleichzeitigem Kostenbewusstsein. „Wie können wir unsere Kunden begeistern bei klugem Einsatz zur Verfügung stehender Mittel?“ war immer wieder eine Leitfrage. Er hat in Jahr 4 messbar mehr erreicht als in den drei Jahren zuvor. Gereicht hat es der Muttergesellschaft am Ende des Tages nicht: Die Organisation wurde verkauft, der Geschäftsführer durfte seinen Platz räumen. Deswegen wurde einer meiner Leitsätze: Es gibt keine zweite Chance für Kultur. Und aus diesem Grund legen wir in meiner eigenen Organisation viel Wert auf Kulturarbeit. Dabei geht es nicht darum, dass alle sich immer „wohlfühlen“. Das Weichspülprogramm ist nicht mit Kulturarbeit gemeint. Wobei ich auch dazu eine Meinung habe: Menschen die sich wohl fühlen und Sinn in ihrer Arbeit spüren werden anders arbeiten. Insofern spricht auch nichts dagegen sich bei seiner Arbeit möglichst gut zu fühlen, vor allem wenn man es 12-14 Stunden am Tag mit Menschen zu tun hat wie in unserem Fall. Es gibt für mich auf einer professionellen Bühne wenig was mich mehr begeistert als wenn ich mit einem meiner Beratungspartner bei einem Kunden arbeiten darf und wieder einmal spüren kann wie viel Spaß es macht mit Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten, die einfach für sich genommen sehr klar sind und wenig Ballast mit sich tragen. Und so halten wir es auch in unserer Organisation. Wir haben die „Fehlerkultur“ längst aufgegeben und leben statt dessen eine „Lernkultur“. Wir lernen voneinander und aus jedem Kundenprojekt und lassen auch unsere Kunden lernen. Wer es mit uns zu tun hat sollte das Gefühl haben etwas neues gelernt zu haben. Wir haben den internen Wettbewerb gegen konsequente Kooperationskultur und Partnerschaft ausgetauscht und fördern das gegenseitige Vertrauen. Klingt wie aus einer Werbebroschüre? Ja und es ist leider nicht so leicht wie es geschrieben wird. Aus meiner Sicht braucht Kultur häufige Aufmerksamkeit. Und es wäre dabei gut, wenn Kultur nicht auf Nummer 2 der Aufmerksamkeitsliste steht. Die Ergebnisorientierung kommt eigentlich immer erst nach der Kulturorientierung. Wer Kultur fördert, weil er nicht mehr anders kann, hat vorher schon viele Chancen vertan. Und wer nur noch Ergebnisse managed wird über kurz oder lang in Ergebnisnot geraten: Es wird dann irgendwann einmal nicht mehr reichen und dann genügt eben die Ansage „wir brauchen ein besseres Ergebnis“ nicht. Am ISB in Wiesloch lehren wir den Zusammenhang diesen Zusammenhang von Kulturorientierung und Ergebnisorientierung. Viele tun immer noch so, als hätten Kultur und Ergebnisökonomie nichts miteinander zu tun. Ja, das wäre wahrscheinlich für manchen CFO leichter zu ertragen. Aber der gute und professionelle Umgang miteinander hat einfach Auswirkungen auf die Ergebnisse...

In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Rutsch in ein ausreichend kulturorientiertes Jahr 2013. Damit auch die Ergebnisse stimmen. Und das sind letztendlich nicht immer nur die guten Zahlen wie Umsatz oder Gewinn.

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