Die Haltung ist entscheidend
Führungskräfte glauben häufig, dass Mitarbeiter in unteren Entgelt-gruppen nur des Geldes wegen zur Arbeit gehen. Und wenn man diesen Mitarbeitern etwas Gutes tun will, dann geht das nur mit mehr Geld. Daraufhin erzähle ich gerne ein Erlebnis mit einer Mitarbeiterin vom Catering-Service.
Das Szenario: Workshop im Stuhlkreis. An der Seite steht ein Tisch mit Kaffee, Tee und Kaltgetränken. Die Teilnehmer versorgen sich mit Getränken und stellen ihre Tassen und Gläser neben ihren Stühlen auf den Boden. Mittagspause - die Teilnehmer gehen zum Mittagessen. Ich bereite den Workshop-Raum für den Nachmittag vor. Dabei räume ich auch die Tassen und Gläser vom Boden auf den Getränketisch. Ich schreibe die letzten Flipcharts für den Nachmittag, da passiert es. Die Frau vom Catering-Service kommt herein und fragt in den fast leeren Raum: „Was ist denn hier los?“ Ich verstehe nicht was sie meint und frage: „Was meinen sie?“ Sie antwortet: „Normalerweise stehen hier immer die Tassen und Gläser auf dem Boden.“ Ich wollte nicht zugeben, dass ich sie weggeräumt habe und äußere lediglich meine Haltung: „Wissen sie, ich finde, wer seine Getränke vom Tisch holen kann, kann sein Leergut auch wieder zurückbringen.“ Sie lacht und sagt mit großer Freude: „So macht arbeiten wieder richtig Spaß!“ Ich bin überrascht und grüble, was genau dazu beigetragen hat, dass ihr ihre Arbeit wieder Spaß macht. Menschen, denen ich dieses Erlebnis erzähle, benennen es oft als Wertschätzung. Auf jeden Fall kein Cent mehr Geld.
Ich finde es lohnt sich, sich selbst zu fragen, welche eigene Haltung bei Mitarbeitern womöglich Freude auslöst. Und dann einfach mal ausprobieren. In passenden Situationen die eigen Haltung in Worte fassen und die Reaktionen beobachten. Reaktionen Anderer sind das direkteste Feedback auf eigenes Verhalten.
